Mensch im Mittelpunkt. Sprache.

Verstehen Sie mich? Sprechen wir vom Gleichen? Schon oft wenn ich mit einer neuen Frisur nach Hause ging, habe ich mich gewundert: wie sehr hatte ich gemeint, mich klar ausgedrückt zu haben, und wie anders ist doch das Resultat herausgekommen. Blond ist nicht das gleiche wie blond. Stufen, Franseln, Locken, Wellen, Strähnen: im Kontext der Fachsprache sind solche Wörter nicht nur anders, sondern auch viel vielschichtiger als in der Umgangssprache. Mein Beruf ist bekannt für eine komplizierte Sprache und für Schwierigkeiten im Austausch mit Menschen, die dieser speziellen Sprache nicht mächtig sind. Und aus Erfahrung kann ich sagen: es ist nicht damit getan, einfach den umgangssprachlichen Begriff zu nehmen, um etwas zu erklären. Nur einfach von ‘Druck auf der Brust’ zu sprechen statt von ‘Angina pectoris’, hilft alleine nicht für das Verständnis eines nur noch knapp durchbluteten Herzmuskels. Klar: verständliche Begriffe sind die Bedingung. Aber dann muss man sich zuerst an einen gemeinsamen Ausgangspunkt begeben und zusammen den Erklärungsweg in dem Tempo gehen, den beide zu gehen vermögen. Ist man am Ziel angekommen, hat man aber mehr als nur geteilte Information: man hat sich gegenseitig verstanden. Mit allen verbalen und nonverbalen Ausdrucksweisen. Um sich zu verstehen, muss man sich aufeinander einlassen. Nicht nur mit den Ohren, sondern mit dem ganzen Erleben.
Ich persönlich bin der Meinung, dass der gemeinsame Ausgangspunkt für ein Gespräch unumgänglich ist und mehr Aufmerksamkeit verdient hat, als er oft bekommt. Denn würde man öfter die Begriffe klären, könnten viele Missverständnisse verhindert werden und ich bin überzeugt: wir wären oft gar nicht so verschiedener Meinung.
Der politische Diskurs ist häufig geprägt von solchen ungeklärten Begrifflichkeiten. Manchmal wird gar nicht erst ausgedeutscht, was wirklich gemeint ist, teilweise wohl aus Kalkül. Ich finde, dass ein ehrlicher Austausch bei jeder Diskussion das Ziel sein sollte. Es sollte nicht darum gehen, Recht zu haben, sondern die guten Argumente sollten gewinnen. Dafür muss aber der gemeinsame Argumentierweg abgeschritten werden.